Nachruf auf unser Ehrenmitglied Guiseppe „Sepp“ Forcher
*17.12.1930 †19.12.2021
Sepp Forcher am Westausgang der Eiskogelhöhle im Tennengebirge, 1992 (Foto: H. Kutil)
Als im Herbst 1942 eine Gruppe von Höhlenforschern um Gustave Abel eine Forschungstour in die neu entdeckte Eiskogelhöhle im Tennengebirge unternahm, machte der junge Sepp Forcher Bekanntschaft mit den Salzburger Höhlenforschern. Sepp war damals 12 Jahre alt und unterstützte seine Eltern bei der Bewirtschaftung der Söldenhütte (heute Dr. Heinrich Hacklhütte) in Werfenweng.
„Er wäre gern mit uns gegangen, aber dazu war er doch noch zu jung“ beschreibt Walter Hubka in einem Erlebnisbericht in der „100 Jahr Festschrift“ des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg seine erste Begegnung mit Sepp Forcher. Doch schon bald wurde er von den Granden des Vereins bei den Forschungs- und Besuchsfahrten gerne „mitgenommen“. Für den jungen Sepp war es wahrscheinlich eine willkommene Abwechslung, um von den tristen Tagen der letzten Weltkriegsjahre und den folgenden schweren Zeiten in die „schützende Unterwelt“ zu fliehen.
Die Jahre auf der Hacklhütte nützte Sepp für zahlreiche Führungstouren und mit 19 Jahren machte er schließlich auch die Höhlenführerprüfung. Einen eigens angereisten Ministerialbeamten, der die 5-stündige Strapaze bis zum Höhleneingang auf sich nahm und dann durch die Höhle geführt wurde, konnte der junge Sepp Forscher von seinen alpinen und höhlenkundlichen Fähigkeiten überzeugen, um 1949 die Legitimation „Befähigung für Höhlenführungen“ zu erlangen. Stolz überreichte er dem Salzburger Höhlenverein dieses ministerielle Dokument, das Guiseppe „Sepp“ Forcher als Höhlenführer bestätigte.
Besonders durch die Führungstätigkeit in der Eiskogelhöhle war eine Verbindung zum Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg gelegt, der auch mehrere Forschungs- und Besuchsfahrten in die Tantalhöhle im Hagengebirge folgten.
Durch seine Tätigkeit als Hüttenwirt auf dem Berglandhaus in Großarl und später am Dachstein waren die freien Tage für Höhlenfahrten eingeschränkt. Erst mit der Hüttenwirtstätigkeit am Zeppezauerhaus am Untersberg konnte er im Großen Eiskeller und der Schellenberger Eishöhle zahlreiche Besuchstouren machen und er erzählte von der Bergung eines jungen Höhlenforschers aus der Schellenberger Eishöhle, den er mit einer schweren Kopfverletzung auf dem Rücken aus der Höhle getragen hat.
Auch in den Zeiten, als Sepp mit seiner Frau Helli den Altstadtkeller am Platzl in Salzburg bewirtete, rissen die Bande zum Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg nicht ab und mit seiner späteren Berufung als Radiomoderator empfing er immer wieder Höhlenforscher, um in seiner Sendung „Mit dem Sepp ins Wochenende“ die Faszination der Höhlenforschung im Regionalprogramm des ORF einer breiten Hörerschaft näherzubringen. Berühmt waren seine Interviews im Landesstudio und auch in seinem Haus in der Lieferinger Hauptstraße, welche stets mit einem edlen Tropfen Wein begonnen wurden. In unvergesslicher Erinnerung bleibt auch die gemeinsame Tour mit Sepp in die Eiskogelhöhle für ORF-Fernsehaufnahmen mit Hans Kutil.
Sepp war über 73 Jahre treues Mitglied und Unterstützer des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung im September 2021 wurde Sepp Forcher zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.
Wolfgang Gadermayr