LVHK Salzburg 
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg

Höhlenforschung und der Nutzen für das Land Salzburg

Mag. Wolfgang Gadermayr

Das Bundesland Salzburg wird von den großen Kalkgebieten der nördlichen Kalkalpen geprägt und hat Anteil an den bekannten Karsthochflächen des Untersberges, des Tennen- und Hagengebirges, des Hohen Göll, des Hochkönigmassivs, der Loferer- und Leoganger Steinberge, des Steinernen Meeres wie auch des Osterhorntirolikums mit den Karst- Almflächen der Postalm, Trattberg und den metamorphen Kalkschiefern der Tauern. Insgesamt weisen etwa ¼ der Fläche des Bundeslandes Salzburg verkarstungsfähige und verkarstete Gesteinseinheiten mit zahlreichen Höhlen auf, welche eine vorwiegend unterirdische Entwässerung bilden, ein Teil davon wird auch zur Trinkwasserversorgung direkt oder indirekt genutzt.

Der Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg ist als katasterführender Verein seit 1911 um die wissenschaftliche Erforschung und Dokumentation der Karsthöhlen bemüht. Insgesamt sind im Katasterarchiv des ehrenamtlich geführten Vereins etwa 6.000 Höhlen wissenschaftlich erfasst. Dabei werden von  jeder Höhle die Eingangsdaten erfasst und beschrieben und eine wissenschaftliche Vermessung der Höhlengänge mit Plandarstellungen durchgeführt. Weitere wissenschaftliche Dokumentationen der umgebenden Geologie- Tektonik, der Wasserläufe und des Abflussverhaltens aber auch biospeleologische Daten wie Höhlenlebewesen und Klimadaten werden ehrenamtlich erfasst und dokumentiert. Damit stellen diese Daten eine wesentliche Grundlage für die weitere wissenschaftliche Erforschung  dar.

Foto: Karstwassersiphon im Untersberg,
Orktränke in 1.130 m Tiefe  © Landesverband für Höhlenkunde

Das Bundesland Salzburg ist dank seiner jahrzehntelangen Explorationstätigkeit eines der am besten untersuchten Höhlengebiete der Welt, dabei ist hier, wie beispielsweise im Tennengebirge, die Dichte an Karsthöhlen so hoch wie nirgends anders in Österreich. Klingende Namen wie Eisriesenwelt, oder der Lamprechtsofen und als die tiefste Durchganghöhle der Welt lassen die Karstforschung in Salzburg weit über die Grenzen des Landes bekannt werden.  

Insbesondere die langjährige, internationale Zusammenarbeit der höhlenforschenden Vereine (einige Höhlenforschergruppen sind schon über 40 Jahre mit jährlichen, mehrwöchigen Forschungsexpeditionen in Salzburg)  unter der Koordinierung des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg ermöglichte die Erforschung zahlreicher schwieriger Karsthöhlensysteme, welche teilweise Tiefen über tausend Meter und über 50 km Gesamtlänge betragen, so dass Salzburg einen hohen Erforschungsgrad der unterirdischen Naturschätze aufweist.

Abb. 1: Karsthydrogeologischer Schnitt durch das östliche Tennengebirge;
Mag. Wolfgang Gadermayr © Landesverband für Höhlenkunde

Erfolgreiche Höhlenforschung setzte aber auch eine hohe physische und psychische Belastbarkeit der Höhlenforscher voraus. Um unbekannte Höhlenteile (Neuland) zu erforschen sind meist technische schwierige Passagen wie Eng-, Kletterstellen oder tiefe Schächte zu überwinden. Auch gilt es hydrometeorologische Bedingungen zu beachten um eine Gefährdung durch Wassereinbrüche zu minimieren. Große Höhlensysteme, wie der Lamprechtsofen bei Lofer, das Kolowratsystem im Untersberg oder auch die zahlreichen Tiefensysteme im Tennengebirge werden seit mehreren Jahrzehnten von den in- und ausländischen Gruppen erforscht und dokumentiert, wobei einzelne Höhlenfahrten einen Aufenthalt bis zu zehn Tagen in den Tiefen des Berges erfordern.

Beeindruckend ist auch der Umgang der Höhenforscher mit dem Höhlen- Naturschutz, wobei die Höhlenforscher selbst einen äußerst hohen Wert darauf legen, dass die von ihnen erforschten Teile in ihrer ursprünglichen, verletzlichen Einzigartigkeit und Schönheit erhalten bleiben. Höhlenforschern ist bewusst, dass Verunreinigungen oder Spuren in den unberührten Gängen des Untergrundes dauerhaft diese vulnerablen Besonderheiten zerstören.

Foto: Kalksinterdecke im Kolowartsystem „auf dünnem Eis“ © Landesverein für Höhlenkunde

Das Salzburg Höhlenschutzgesetz regelt zwar die Befahrungen und Expeditionen, die Überprüfung und Exekution der Einhaltung kann jedoch nur von den Forschern selbst erfolgen, da einmal erforschte Höhlenteile nach deren Vermessung und Dokumentation meistens nicht mehr betreten werden. Die langjährige Erfahrung zeigt, dass die Forschungstätigkeit naturgemäß besonderen Wert auf die Erhaltung und den Schutz der erforschten Teile legt und im Eigeninteresse der forschenden Gruppen liegt.

Höhlenforscher sind ehrenamtliche Alpinisten, welche das gemeinsame Ziel der Erforschung und Dokumentation der Karsthöhlen haben. Die eigene Sicherheit erfordert planmäßige Expeditionen und ein hohes Maß an Sicherheit. Unfälle in tiefen und schwierigen Höhlensystemen sind sehr selten und die beiden Unfälle vom Sommer 2014 zeigten, dass die internationale „Familie“ der Höhlenforscher auch im Notfall freiwillig und mit hohem physischem und psychischem Einsatz zur gegenseitigen Hilfe bereit ist.

Die Erkenntnisse der Höhlenforschung stellen wichtige Grundlagen für Fragestellungen für den ökologischen und wirtschaftlichen Ressourcenschutz des Landes Salzburg dar.

Auch liefern die Daten der Wassermessungen in einigen Höhlen eine wichtige Grundlage als Klimazeuge und die Berechnungen von Hochwasserabflüssen und des Retentionsvermögens von Karstgebieten. Messungen im  Lamprechtsofen werden gemeinsam mit dem Hydrographischen Dienst des Landes Salzburg durchgeführt, wobei es sich hier um eine der unzugänglichsten Quellmessstationen in Österreich handelt. Die seit 2007 in stündlichen Intervallen aufgezeichneten Daten werden mit älteren Temperaturaufzeichnungen verglichen und können somit als Beleg für Veränderungen der Wassertemperaturen unserer Quellen in Folge der Erderwärmung herangezogen werden.

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Foto: Grüntopfsiphon im Lamprechtsofen © Landesverein für Höhlenkunde Salzburg; Dirk Peinelt

 

Abb.: Ganglinie der Wassertemperatur im Grüntopf- und Kneippklammsystem
des Lamprechtsofen bei Lofer, Mag. Wolfgang Gadermayr.

 

So sind beispielsweise die Erkenntnisse der Karsthöhlen im östlichen Tennengebirge auch Grundlage für die Realisierbarkeit und geologische- hydrogeologische Beurteilung von Tunnel- und Tiefbauprojekten. Diese Daten bilden die Grundlage um wirtschaftliche und ökologische Schäden bereits im Vorfeld zu vermeiden.

In den Höhlen des Untersbergs werden seit 1980 Forschungen im Gamslöcher- Kolowratsystem durchgeführt, welche in einem über 40 km langen und 1.130 m tiefen Karstsystem dokumentiert sind. So konnte der Karstwasserspiegel an mehreren Stellen erreicht werden und die eingebauten Datensammler, welche den Wasserspiegel dauerregistrierend aufzeichnen zeigten ein äußerst großes Retentionsvolumen der Höhlen. Diese Werte werden auch mit den Datensammlern der benachbarten Höhlensysteme aus dem Riesending verglichen und ergeben so Kenntnis über das unterirdische Abflussverhalten des Untersberges, welcher zur Fürstenbrunnerquelle entwässert.

Höhlenforscher sind ehrenamtliche Alpinisten, welche das gemeinsame Ziel der Erforschung, Dokumentation und des Erhaltes der unterirdischen Schönheiten haben und somit einen wertvollen Beitrag zur Erforschung des Landes Salzburgs liefern.

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Der Verfasser ist selbstständiger Geologe (ZT Büro geo2 zt gesmbH) und seit 1980 Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. In den Jahren 1982-1995 Teilnahme an zahlreichen, mehrwöchigen Expeditionen im Lamprechtsofen, Tennen- und Hagengebirge.